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Motoryachtkauf – Ein systematischer Einstieg in die Entscheidungfindung

Motoryachtkauf – Ein systematischer Einstieg in die Entscheidungfindung


Sie wollen ein Motorboot oder eine Yacht kaufen, möchten sich aber vorher ein klares Bild machen von den Möglichkeiten die ihnen Ihr neues Schiff bietet? Dieser Text soll eine Entscheidungshilfe vor allem für den Einsteiger sein. Dem erfahreneren Yachteigner werden manche Überlegungen bekannt vorkommen. Andere Themen wiederum werden vielleicht auch hier eine Hilfe oder ein Anstoß zu neuen Perspektiven sein. Am Anfang steht immer der Wunsch, Zeit ganz privat oder mit Freunden auf dem Wasser zu verbringen. Vielleicht auch der Traum von einer ausgedehnten Reise oder die Idee, besonderen Geschäftsfreunden eine Einladung auszusprechen um die Geschäftsbeziehung auf eine neue, persönlichere Ebene zu bringen. Vielleicht haben Sie auch schon mit dem Gedanken gespielt, Ihre neue Yacht zu verchartern. Oder es käme für Sie überhaupt nicht in Betracht, ihr ganz persönliches Refugium auf dem Wasser Fremden zu überlassen.

Ob schneller Ausflug in den nächsten Hafen oder die nächste Badebucht, die mehrmonatige Rundreise ums Mittelmeer oder die Weltumsegelung, der Wunsch, Länder aus einer ganz neue Perspektive zu entdecken oder Europas Flüsse und Kanäle zu bereisen – Es gibt nie das eine Boot das für alle Zwecke gleichermaßen perfekt ist. Was ist dem Partner oder der Partnerin wichtig? Nicht immer haben Paare die gleichen Vorstellungen von der zukünftigen Nutzung des Bootes. Deshalb sollten Fragen wie Bootstyp, Ausstattung oder die räumlichen Verhältnisse an Bord sowie der Stil gemeinsam besprochen werden. Deshalb steht am Anfang immer die gemeinsame Erstellung eines Pflichtenheftes, das Definieren von Zielen, Wünschen, Anforderungen sowie die Überlegungen hinsichtlich Größe und Schiffstyp. Hieraus ergeben sich in bestimmtem Rahmen weitere zu klärende Aspekte wie Preis und laufenden Unterhaltungskosten.

Fragen die sie sich stellen sollten:

- Wie sieht ein Leben an Bord aus? Tage im Hafen, Kurzausflüge, Tagesreisen? Oder mal die eine oder andere Woche an Bord? Schwimmende Ferienwohnung in wechselnder Umgebung? Vielleicht sogar der mehrmonatige Urlaubstörn oder Teilzeitwohnsitz für den Ruhestand? Oder ist Ihre Idee vom eigenen Schiff als Plattform für das große Abenteuer, die Weltumsegelung, das Sabbatical in einem schönen Revier oder gar als Wohnsitz gedacht?

- Möchte ich regelmäßig Freunde oder Gäste an Bord unterhalten?

- Möchte ich das Boot finden das von Anfang an perfekt zu mir und meinem Stil passt? Oder habe ich Freude daran, es nach meinen Ideen und nach meinem persönlichen Geschmack zu gestalten?

- Habe ich bereits konkrete Wünsche bezüglich der Ausstattung? Soll das Boot dies bereits bieten oder bin ich bereit Anpassungen zu machen wie Upgrades, Modernisierungen oder Neugestaltung des Interieurs?

- Ist beabsichtigt, auch mal längere Zeit an Bord zu leben, größere Reisen zu unternehmen oder längere Stecken über See zurücklegen?

- Wer fährt? Und kann das neue Boot mit kleiner Crew oder vom Eigner bzw. einem Eignerpaar problemlos gehandhabt werden? Oder wird Crew benötigt? Mitfahrende Freunde oder angestellte Crew?

Bootsgröße und Typ:

Die Wünsche die Sie an ihr Boot haben bestimmen die Größe und die geeigneten Bootstypen. Nicht jedes Boot passt ideal zum beabsichtigten Revier und der geplanten Nutzung, auch wenn es Liebe auf den ersten Blick ist. Natürlich ist die Handhabung des Bootes eine Sache des Trainings, ebenso das technische Grundverständnis für die Bordtechnik. Davon sollte man sich nicht einschüchtern lassen, es ist alles erlernbar. Und man muss auch nicht alles selbst können oder machen. Ob das ausgewählte Boot dann den Wünschen im wirklichen Leben gerecht werden kann, haben Sie bereits bei der Bootssuche in der Hand! Deshalb entscheidet bereits die richtige Vorauswahl ob Sie mit dem neuen Schiff Freude haben werden.

Bei der Wahl der Bootsgröße ist zu beachten dass ein Boot typischerweise regelmäßiger genutzt wird je einfacher das Handling ist. Die ist nicht ausschließlich eine Frage der Bootsgröße sondern auch des Layouts. Wer vom Fahrstand aus schnell zu jeder wichtigen Stelle an Deck kommt, kann beim Anlegen mit anpacken. Je umständlicher beispielsweise der Weg aufs Vordeck ist desto eher wird man für das Festmachen eine Hand mehr an Bord benötigen. Je zugänglicher die Antriebsmaschinen sind desto leichter fällt die Wartung. Persönliche Fragen: Möchten sie an Bord übernachten können? Wenn ja mit wie vielen Personen? Wie viele Personen sind regelmäßig bei Ausfahrten an Bord und können bei An- und Ablegemanövern helfen?

Gewünschte maximale Gästezahl für Ausfahrten Wunschgröße:

Die Größe ergibt sich zwangsläufig aus der Nutzung, der Frage ob mit oder ohne zusätzliche Crew, der gewünschten Gästezahl und natürlich dem Budget.


Budgetierung:

Über Geld spricht man nicht, man gibt es aus? Natürlich ist es wichtig, beim Bootskauf über Geld zu sprechen, denn je nach Revier, Größe und Typ bringt ein Boot auch Kosten mit sich. Dabei ist der Kaufpreis der erste Schritt. Ebenso wichtig ist es jedoch, sich vorab ein klares Bild über Unterhaltungsaufwand, Liegeplätze und Betriebskosten zu machen. Hierzu ist es notwendig, bereits am Anfang klar zu definieren was man bereit ist, für Anschaffung und laufenden Unterhalt, aber auch für die regelmäßige Nutzung auszugeben. Was darf das Schiff kosten? ________________________ Jährliches Budget für die Unterhaltung: ________________________


Wunschrevier: ________________________ Jährlich vorgesehenes Budget für ________________________ Betriebsstoffe und Gastliegeplätze (nutzungsabhängige Kosten)

Natürlich sollte das neue Schiff für Sie auch zweckmäßig und möglichst problemlos sein:

Dazu sind objektive und persönliche Fragen zum jeweiligen Schiff zu klären. In welchem Umfang werden Sie Wartungsarbeiten (z.B. Öl- und Filterwechsel) selbst ausführen wollen und können? Sollen regelmäßige Unterhaltungsarbeiten wie Innen- und Außenreinigung selbst durchgeführt oder als Auftrag vergeben werden?

Motoryachttypen:

Bei Motorbooten und Yachten gibt es verschiedene Grundtypen die jeweils für unterschiedliche Nutzungsprofile ideal geeignet sind. Sportcruiser:

Sportcruiser sind typischerweise schnelle, elegante und leichte Boote. Obwohl es die üblichen Facilitäten wie einen Salon, kleiner Pantry, Kabinen und Bäder an Bord gibt ist der Hauptaufenthaltsbereich bei diesem Bootstyp das Cockpit, ein Decksbereich der mit dem Fahrstand um eine zentrale Sitzecke, gerne mit anschließender Sonenliege angeordnet ist. Dieser Bootstyp eignet sich perfekt als Dayboot oder Weekender, für die Ausfahrt in die nächste Badebucht oder den nächsten Küstenort. Die Lebensbereiche unter Deck sind dabei vorhanden, jedoch eher nachrangig. Neben Modellen mit komplett offenem Cockpit gibt es diese Boote auch als Sedan-Modelle mit festem Dach über dem Cockpit, in der Regel mit großen Faltdächern/Schiebedächern über dem Cockpit. Dieser Bootstyp ist für kurze Ausflüge mit maximal 4-6 Personen und kurzen Reisezeiten bei hoher Geschwindigkeit ideal. In der Regel sind diese Boote hochmotorisiert und für Geschwindigkeiten um 30kn+ ausgelegt. Die Motoren sind dabei in einem kleinen, typischerweise eher nicht voll begehbaren Motorrraum am Heck untergebracht.


Flybridge-Motoryachten

Die typische Flybridge-Motoryacht hat neben den Innenfahrstand auf dem Hauptdeck noch einen weiteren Außenfahrstand auf der Flybridge. Durch diese „Dachterrasse“ ist der Lebensraum an Bord sowohl innen als auch außen deutlich großzügiger. Der Salon ist auf dem Hauptdeck mir großzügigen Fensterflächen angeordnet, ab einer Größe von etwa 18m regelmäßig mit dem Achterdeck als Gesellschaftsbereich auf einer Ebene.

Da der Salon als Wohnraum, meist mit integrierter vollwertiger Galley, hier auf dem Hauptdeck angeordnet, ist fallen die Kabinenbereiche unter Deck entsprechend großzügiger aus. Durch die großzügigeren Lebensbereiche an Deck eignet sich dieser Bootstyp auch für gesellschaftliche Zusammenkünfte mit mehreren Personen. Der Aufenthalt während der Fahrt ist nicht wie beim schnellen Sportcruiser an die Sitzbereiche gebunden. Man bewegt sich auch unterwegs frei an Bord.

Dieser Bootstyp hat die Maschinen wie auch beim Sportcruiser oft im Heck untergebracht. Voll begehbare Maschinenräume sind typischerweise erst ab einer Bootsgröße von ca. 20m zu erwarten. Die Motorisierung ist in der Regel etwa auf gleichem Größenniveau wie beim gleich langen Sportcruiser, da Flybridgeyachten jedoch insgesamt größer und meist schwerer sind liegt die typische Reisegeschwindigkeit um 22-26kn. Die Handhabungseigenschaften auch bei Hafenmanövern sind gut, da die Decksbereiche durch umlaufende Seitendecks in der Regel gut zu erreichen sind. Für ein Handling mit kleiner Crew sollte auf Seitendeckstüren vom Innenfahrstand aus geachtet werden, die jedoch meist erst bei den größeren Formaten zu finden sind.

Traditionellere Flybrindgeyachten und Trawleryachten

Unter den Flybridgeyachten gibt es die schiffigeren, eher traditionell designten Boote. Hier ist der Fokus darauf, auch längere Reisen zu unternehmen. Dazu zählten Aspekte wie angemessene Kühlkapazität für die Galley, gute Wartungszugänge zu den Maschinen (bei größeren Boote teils mit voll begehbarem Maschinenraum) und der allgemeinen Bordtechnik, großzügige Kabinen mit auch für längere Aufenthalte angemessenem Schrankraum sowie reichlich Raum in den Öffentlichkeitsbereichen auf dem Hauptdeck. Die Nutzungseignung entspricht im Wesentlichen derjenigen der modernen Flybridgeyachten. Diese Yachten gibt es von der Motorisierung in zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen, als „schnelle“ Halbgleiter mit Motorisierungen für ca. 16-24kn sowie als sparsame Verdränger für Langfahrt, in der Regel mit Geschwindigkeiten um 8-10kn. Jedoch eignen sich auch die schnelleren Halbgleiter aufgrund der für diesen Schiffstyp typischen Form ebenso für wirtschaftliche, langsamere Verdrängerfahrt. In der Regel sind diese Boote vom Layout auf eine Handhabung mit kleiner Crew optimiert so dass sie problemlos von einem Eignerpaar gehandhabt werden können. Kabinen für eine bezahlte Crew sind bei Trawleryachten typischerweise erst ab ca. 18m vorgesehen. Stahlverdränger für Binnengewässer:

Dieser von holländischen Werften dominierte Typ (in der Regel bis 15m Länge) eignet sich gerade bei kleineren Formaten um 12m ideal für die Binnenfahrt, teils auch für Küstengewässern und ist dafür vorgesehen, mit der Familie ebendiese Reviere ausgiebig zu bereisen. Viele private Eigner solcher Boote nutzen diese auch regelmäßig einfach als Ferienwohnung, da diese Boote wirklich darauf ausgelegt sind, mehrere Wochen am Stück auch durchgehend bewohnt werden zu können. Bei diesen Booten handelt es sich regelmäßig um langsame Verdränger. Der Vorteil dieses Bootstyps liegt in der guten Wirtschaftlichkeit verbunden mit hohem Wohnkomfort. Meistens sind diese Boot, gute Unterhaltung vorausgesetzt, sehr wertstabil.


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